Diskurs

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Gentrifizierung

Gentrifizierung, also die wirtschaftliche Aufwertung von Stadtteilen durch Verdrängung sozial benachteiligten Mieter*innen zu Gunsten von Investor*innen und zahlungskräftigeren Eigentümer*innen, ist ein Übel das so gut wie jede Großstadt in den letzten Jahren getroffen hat. Für Immobilienbesitzer*innen und Investor*innen heißt das in der Regel: fette Rendite mit der Miete. Für Bewohner*innen bedeutet Gentrifizierung explodierende Mieten, immer knapper werdenden Wohnraum und endet häufig in der Verdrängung aus dem eigenen Viertel und sozialem Umfeld.

Während viele Extrembeispiele in Städten wie Hamburg, München oder Berlin mit bspw. WG-Zimmer-Mieten um 500-600€, Zwangsräumungen und hoher Wohnungslosigkeit zu finden sind, lassen sich steigende Immobilienpreise und deren Auswirkungen auch in Nürnberg im Zeitraum der letzten 15 Jahre gut nachvollziehen. Besonders stadtnahe und hippe Viertel wie St. Johannis, Gostenhof oder mittlerweile auch die Südstadt, haben einen immensen Anstieg der Immobilien- und Mietpreise erlebt.

Seit 2005 kletterten laut der Studie „Wohnen in Deutschland 2019“ (Sparda-Bank Nürnberg) die Preise für Wohnimmobilien in Nürnberg um 97%, haben sich also fast verdoppelt. So musste für eine Mietwohnung mit 60m² 2011 noch durchschnittlich 7€/m² gezahlt werden, während es 2020 schon 10,64€/m² waren. Ein Aufwärtstrend der bisher ungebrochen scheint.

In ihrem Marktbericht schreibt sich die Stadt Nürnberg diese Entwicklung sogar als „attraktiven Investitionsgrund in den Wirtschaftsstandort Nürnberg“ auf die Fahnen. Dass das Thema „Wohnen“ nicht an erster Stelle steht, lässt sich an diesem Bericht schön verdeutlichen. Erst als letzter Aspekt wird hier der Punkt Wohnraum aufgegriffen, während der Großteil des Berichts sich mit Nürnberg als Büro-, Logistik- und Industriestandort beschäftigt. Die Gewichtung zwischen dem sozialen und dem wirtschaftlichen Aspekt von Wohnraum wird hier mehr als deutlich aufgezeigt und ist ein Paradebeispiel dafür, wie wichtig es ist, den Diskurs in Richtung solidarisches und kollektives Wohnen zu verschieben.

Denn wir wollen nicht, dass Wohnen zur Ware verkommt. Wir wollen gemeinschaftlich und solidarisch zusammenleben, Verdrängung und soziale Vereinzelung verhindern. Wir wollen auch, dass solidarische Wohnprojekte für alle Menschen, unabhängig von ihrem finanziellen Status, möglich sind. Und wir wollen mit solchen Projekten offene und unkommerzielle Räume schaffen, auch in Vierteln die mittlerweile von Investor*innen und Luxussanierungen geprägt sind.

Quellen: